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17. Rosetti-Festtage im Ries,  4. Juni 2016, Schloss Reimlingen

  • 1. Juni 2016 Schloss Amerdingen: Kammermusik für Streichtrio
  • 2. Juni 2016 Schloss Kapfenburg: Kammermusik für Klavier und Bläser
  • 3. Juni 2016 Schloss Reimlingen: Vortrag mit Musik
  • 3. Juni 2015 Schloss Harburg: Kammermusik für Streicher und Hörner
  • 4. Juni 2016 Schloss Reimlingen: Klaviermatinee
  • 4. Juni 2016 Kaisheim: Kammermusik für Streichquartett
  • 5. Juni 2016 Schloss Baldern: Orchesterkonzert

  • Den Zeitgeschmack im Auge

    Das Reimlinger Schloss war bei den Rosetti-Festtagen mit seiner "Kulturetage" der geeignete Ort für eine Klaviermatinée. Dafür konnte man den jungen international auftretenden englischen Pianisten Sam Haywood gewinnen. An den Anfang stellte er Joseph Haydn, das große Vorbild der klassischen Musik, der mit seinen "f-Moll-Variationen", die an vielen Stellen für seine Verhältnisse ungewöhnlich melancholisch klangen, bereits in die Romantikepoche hinausgriff. Die schnellen Stimmungsveränderungen führte der Pianist bewusst in einem Spannungsfeld von Dur- und Mollklängen herbei, die er gefühlvoll im Sinne des Komponisten variierte.
    Deutlich nüchterner mit raschen Aufwärtsbewegungen, fast etwas zu flüchtig, spielte Haywood Antonio Rosettis "C-Dur-Klaviersonate" im ersten Satz, während er das Adagio wesentlich emotionaler gestaltete. Besonders bei den Klavierstücken bewies der Komponist aus dem Wallersteiner Hof ein gutes Händchen und fand bei den damaligen Musikverlagen einen guten Absatz, nicht zu tief schürfend, stets den Zeitgeschmack im Auge. So empfanden die Zuhörer auch die zweite Sonate Rosettis, "Es-Dur", als sehr unterhaltsam, mit einem "Grazioso", das wirklich graziös und leichtfüßig wandelte, mit fröhlichen Trillern und einem energischen Schluss.
    Mit wesentlich höheren Herausforderungen konnte Sam Haywood bei Ludwig van Beethovens „Sonate f-Moll“ brillieren, als er mit einem stürmischen Eingangs-Allegro begann und dabei mit kräftigem Anschlag die dynamischen Akzente setzte. Mit dem liedhaften Thema des langsamen Satzes schuf er einen stimmungsmäßigen Gegensatz, fast schon etwas pathetisch, doch bald hingewandt zu einem munteren tänzerisch gestalteten Menuett. Das Finale der Sonate wurde bestimmt durch viele Triolenbewegungen, die in einem rasanten Prestissimo dem Ende zueilten.
    In Franz Schuberts "Klaviersonate B-Dur" entfaltete Sam Haywood ein weites Spektrum der menschlichen Gefühle und entwickelte ganz der Romantik entsprechend die Emotionalität dieser Musik in schnellem Wechsel von tiefem Schmerz und überschwänglicher Freude, von Melancholie, Nachdenklichkeit und Innerlichkeit. Dafür erhielt er viel Beifall von den Zuhörern, und diese bekamen ein "Prelude" des irischen Komponisten Charles Villiers Stanford als Zugabe.
    (emy)


    Reimlingen

    Reimlingen, Sam Haywood


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