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15. Rosetti-Festtage im Ries,  29. Mai 2014, Casal Streichquartett

  • 28. Mai 2014 Amerdingen: Silke Aichhorn - Regine Kofler
  • 29. Mai 2014 Kapfenburg: casalQuartett
  • 30. Mai 2014 Kaisheim: Merlin-Ensemble
  • 30. Mai 2014 Wallerstein: Vortrag Hartmut Steger
  • 31. Mai 2014 Schmähingen: Vanessa Fasoli - Anselm Wohlfarth - Christoph Teichner
  • 31. Mai 2014 Reimlingen: Wilhelm Bruns - Ulrike Payer
  • 01. Juni 2014 Baldern: Maximilian Hornung - Bayerisches Kammerorchester - Johannes Moesus

  • Goldenes Zeitalter für Streichquartette
    Rosetti-Festtage im Ries - „casalQuartett“ spielt auf historischen Instrumenten

    Das Streichquartettkonzert der Rieser Rosetti-Festtage auf der Kapfenburg bot für die Liebhaber dieser Musikgattung eine erhebliche Spannung. Welche Erwartungen konnte man an ein zu den bedeutendsten Ensembles der Schweiz hegen, das 2012 als erstes den „Echo Klassik“ der Deutschen Phonoakademie verliehen bekam. Wie präsentiert das „casalQuartett“ mit den historischen Instrumenten der Zeit ein Rosetti-Quartett oder wie klingt die Musik im Verhältnis zu Zeitgenossen wie Franz-Xaver Richter oder gar W. A. Mozart und Joseph Haydn?
    Der viel herbere Klang der mit Darmsaiten bespannten Instrumente des damals berühmtesten Geigenbauers Jakob Stainer aus Tirol irritierte vielleicht zunächst manchen Zuhörer, doch entsprach er original den Vorstellungen der Komponisten. Franz Xaver Richters „Streichquartett C-Dur“, das vom „casalQuartett“ für eine aufregende Entdeckung gehalten wird, gab ein Beispiel dafür, wie leidenschaftlich dieses Ensemble die Musik dieses Mitglieds der berühmten „Mannheimer Hofkapelle“ zur Zeit Mozarts zelebrierte, sehr ausdrucksvoll und äußerst dynamisch.
    Gegenüber der zeitweise extremen Melancholie wirkte Luigi Boccherinis „Streichquartett in c-Moll“ dagegen italienisch leicht mit einer eleganten Melodieführung, aber auch, wie das Cello-Solo im Largo-Satz zeigte, sehr ausdrucksstark, und schließlich wieder recht verspielt im heiteren Finalsatz.
    Wie die Schweizer das Rosetti-„Streichquartett A-Dur“ spielten, hat man es vielleicht noch nie gehört. Besonders das feurige Tempo gab sowohl dem ersten Satz mit sehr prägnanter Rhythmik als auch dem tänzerischen Schluss-Rondeau mit rasantem Schluss einen wohltuenden Schuss Spritzigkeit. Das einer Gaillarde ähnelnde Menuett und die liedhafte „Romance“ bildeten dazu einen tänzerischen und sinnlichen Gegensatz.
    Ein frühes Streichquartett W. A. Mozarts neben diesen so genannten Kleinmeistern zu hören war sehr interessant und zeigte, dass sie sich nicht vor dem großen Meister verstecken mussten, wenn der auch mit seiner überbordenden Phantasie und Experimentierfreude Vorbildfunktion erlangte mit Werken wie dem „Streichquartett G-Dur, KV 170“. Wenn auch die Ausgewogenheit der späteren Kammermusikwerke darin noch nicht zu spüren war, erlebte man dennoch, wie er neue ungewöhnliche Wege ging und die weitere Entwicklung der Streichquartette beförderte.
    Joseph Haydn gilt nicht nur als deren Erfinder, sondern setzt quasi einen grandiosen Schlussakt in diesem 1757 bis 1797 fünfzig Jahre währenden „Goldenen Zeitalter“ mit den sechs „Erdödy“-Quartetten. Das auf dem Programm stehende, 1797 erschienene, „G-Dur-Quartett“ enthält eine Fülle von Klangideen: Akkordbrechungen der ersten Geige, ein Unisono aller vier Stimmen, Sforzato-Akkorde und eine sanfte Melodie zu weicher Akkordbegleitung am Ende des ersten Teils und überraschenderweise auch volkstümliche Dudelsack-Klänge. Mit „Con spirito“ (geistreich) wurde treffend bezeichnet, was das Ensemble in vorzüglicher Weise verwirklichte, wie Haydn damit und mit dem folgenden „Adagio sostenuto“, aus dem die 1. Violine virtuos hervortreten durfte, und dem abschließenden Rondo mit einfallsreichen Couplets schon in eine neue Zeit hinausgriff. Mit einem weiteren Satz von Franz-Xaver Richter bedachte das Ensemble den begeisterten Beifall des Publikums für das interessante Programm, das es als Teil eines großen Konzerts des SWR für den folgenden Tag zu den „Schwetzinger Festspielen“ mitnahm. (emy)


    Casal Quartett

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