Die Nachtmusik der Straßen Madrids
Das Ensemble Mediterrain eröffnet die Rosetti-Festtage in Kaisheim
Von Ernst Mayer
Foto: Ernst Mayer
Die 18. Rosetti-Festtage wurden am 23. Mai im Kaisheimer Kaisersaal von Johannes Moesus,
dem Präsidenten der Internationalen Rosetti-Gesellschaft, eröffnet. Das Ensemble Mediterrain
begann die Konzertreihe mit naturalistischer Klangmalerei von Luigi Boccherini, der in seinem
Streichquintett C-Dur op. 30/6 die „nächtliche Musik in den Straßen von Madrid“ beschreibt.
Der italienische Zeitgenosse Antonio Rosettis war 25 Jahre bis zu seinem Tod am spanischen
Königshof tätig. „La musica notturna delle strade di Madrid“ begann mit einem Ave Maria der
Gemeinden („Ave Maria delle Parrochie“), sah blinde Bettler und Straßensänger vorüberziehen
und endete mit dem Zapfenstreich („Ritirata“) der Nachtwache. In der Besetzung mit zwei Violinen,
Viola und zwei Celli präsentierte das Ensemble diese anschauliche Musik mit sichtbarer Freude und
exaktem Zusammenspiel.
Im Streichquartett D-Dur, Murray D13, von Antonio Rosetti, dem schon von den Zeitgenossen
Leichtigkeit in doppeltem Sinn nachgesagt wurde, spielten die Streicher die eingestreuten
schnellen Läufe ungemein flüssig und mit äußerster Exaktheit. So leicht aber seine Sätze vermeintlich
sind, so schwer sind sie auch vorzutragen. Das konnte man ahnen, als die Spieler im ersten Satz die
schnellen Motive in frappierender Rasanz weiterreichten oder im folgenden Andante die gefühlsbetonte
Seite Rosettis in wunderbarem Pianospiel heraushoben. Das abschließende Rondo bestach bis zum still
verklingenden Schluss durch Eleganz und Heiterkeit.
Weit gedehnte melodische Bögen sind in seinem Streichquintett C-Dur Ausdruck der tiefen, romantischen
Sehnsucht Franz Schuberts. Die Legato-Melodien, Staccatofiguren, rhythmischen Impulse und Sforzati
gaben den Ausdruck seiner Empfindungen wieder, die das bewunderte Spätwerk des Komponisten als
musikalisches Vermächtnis ausweist. Der Wechsel von Stimmungen wird gleich im ersten Satz erkennbar
an den schweren Forte-Akzenten und an dem emotionalen Mittelteil, besonders auch bei dem wunderbaren
Viola-Solo Madeleine Przybyls. Die spieltechnischen Feinheiten reichten vom zarten Pizzicato über
Doppelgriffe und Tremoli bis zu scharf akzentuierten Synkopen. Das Publikum applaudierte am Ende
begeistert für die famosen Leistungen.
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