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20. Rosetti-Festtage im Ries,  Schloss Harburg, Fürstensaal, 19. Juni 2019

  • Schloss Harburg, Fürstensaal, 19. Juni 2019
  • Oettingen, St. Jakob, 20. Juni 2019
  • Schloss Amerdingen, 21. Juni 2019
  • Schloss Reimlingen, 22. Juni 2019
  • Kaisheim, ehem. Zisterzienserabtei, Kaisersaal, 22. Juni 2019
  • Bopfingen, Schloss Baldern, 23. Juni 2019

  • „Altes Holz“ für historische Musik

    Rosetti-Festtage

    Foto: Reinhold Seefried


    Ensemble „Vecchio legno“ überzeugt im Harburger Festsaal mit großartigen Solisten

    So könnte es vor etwa 200 Jahren gewesen sein: Die „gemeinen (einfachen) Leute“ spitzen die Ohren. Es ist ein heißer Sommertag. Die Fenster des Festsaals auf der Harburg sind weit geöffnet. Musik klingt heraus und alle lauschen den Klängen der Instrumente.
    Heute, in der Zeit der Musikkonserven und des Fernsehens, drängt sich da kaum jemand, doch erklingt jedes Jahr diese Musik von Antonio Rosetti, Beethoven oder Mozart. Denn es beginnen die „Rosetti-Festtage“, in Erinnerung an die Hofmusik des Wallersteiner Fürsten Krafft Ernst, der sich eine Hofkapelle leistete, die für ihn und seinen Hofstaat musizieren sollte. Zu diesen Musikern gehörte auch Antonio Rosetti, erst mit dem Kontrabass, später als Hofkapellmeister und Hofkomponist. Seine Werke, die oft mit denen berühmter Klassiker verglichen werden, fanden eine rührige Gemeinschaft, die sie der Öffentlichkeit in Erinnerung bringen will.
    Die „Internationale Rosetti-Gesellschaft“ eröffnete im Fürstensaal der Harburg mit dem Konzert des Ensembles „Vecchio legno“ („Altes Holz“) zum 20. Mal diese sich zu einem mehrtägigen Festival ausgewachsene Konzertreihe. „Altes Holz“ ist eine ironische Bezeichnung für die historischen Instrumente, mit denen sich neun Musiker aus großen deutschen Orchestern zusammengeschlossen haben, um alte Musik möglichst original zu spielen: mit Oboen, Klarinetten und Fagotten, dazu Bassgeige und die bei den damaligen Herrschaften beliebten Hörner. Mit solchen technisch vereinfachten Instrumenten hört sich eine „Partita“ von Joseph Reicha, Cellist in der Wallersteiner Hofkapelle und ab 1780 Kapellmeister, im Gegensatz zu modernem Instrumentarium rustikaler, im Klangbild insgesamt weicher an, wegen damals noch fehlender Klappen und einer niedrigeren Stimmung. In einem Wechselspiel von Oboen und Klarinetten in dieser Tanzsuite konnte man diese Eigenschaften deutlich hören. Toll wirkten auch die individuellen Verzierungen im Menuett und im abschließenden Rondo.
    Noch deutlicher konnte man im „Rondino Es-Dur“ von Ludwig v. Beethoven die klanglichen Eigenschaften erkennen, ein hübsches Stück mit einem volkstümlichen Thema und variierten Liedmotiven. Die sauber intonierten Beiträge der beiden Hornisten mit den klappenlosen Naturhörnern wiesen sie als ausgesprochene Meister an diesen Instrumenten aus.
    Dass die klassischen Komponisten auch an musikalischen Experimenten Spaß hatten, bewies der Neffe Anton des genannten Joseph Reicha mit seiner „Harmonia retrograde“, die von vorne und von hinten gleichsam spielbar ist.
    Antonio Rosettis „Partita Es-Dur“ erhielt durch farbiges Spiel hüpfend-tanzenden Charakter und deutete mit den Hörnern auf die Jagdleidenschaft des Hofes hin. Ohne Oboen fehlte bei Johann Joseph Röslers „Partita C-Dur“ eine Klangfarbe, was durch perfekte Spielweise ausgeglichen wurde.
    Die Düsterheit in W. A. Mozarts „Serenade c-Moll“ ist ungewöhnlich für eine Abendunterhaltung, doch faszinierten der volle Klang des Bläsernonetts. „La chasse“, ein Jagdstück Rosettis, war der Dank des Ensembles für den überaus reichen Beifall. (emy)


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